Der »IDENTITY PROJECT« SPACE; click to enlarge

Der »IDENTITY PROJECT« SPACE ist ein kollektiv gestalteter, virtueller Raum zur Auseinandersetzung mit den Grundsätzen und Vermittlungsstrategien des »Identity Project« der Universitäten Harvard und Potsdam. Er wurde von Studierenden der Fachbereiche »Ästhetische Bildung« und »Kunst« im gleichnamigen Theorie-Praxis-Seminar bei Dr. Christoph Balzar als neuartiges Format der Wissenschaftskommunikation konzipiert und zeigt die Ergebnisse ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungen.

Seit 2017 führen Expert:innen der Inklusionspädagogik der Universitäten Harvard und Potsdam das für 9./7.-Klässler:innen entwickelte »Identity Project« (IP) durch (Umaña-Taylor/Douglass; 2017; Juang & Pevec, 2020). Es regt Schüler:innen zur Auseinandersetzung mit ihrer kulturellen Identität an, stimuliert Debatten zu schwierigen Themen wie Diskriminierung und Rassismus und ist der Identitätsentwicklung der Schüler:innen und dem Diversitätsklima in den Klassen enorm zuträglich (Juang et al; 2021). In seinem Kern regt das »Identity Project« zur Auseinandersetzung mit kultureller Identität an, behandelt Fragen nach der Pluralität von Kulturbegriffen, nach Gruppenzugehörigkeiten, Differenz und Hybridität (Bhabha, 2000). Stimuliert wird diese Exploration methodisch unterschiedlich: mal in Frontalunterricht, mal in Gesprächen, mal in Gestaltungsaufgaben (Juang & Pevec, 2020).

oben: das virtuelle Interface des »IDENTITY PROJECT« SPACE; unten: Studierende im »IPS«, WiSe 2022/23

Das »IP«, so wünschten es dessen Initiator:innen, soll in die Lehrkräfteausbildung einfließen, um der Diversität der postmigrantischen Gesellschaft im Bildungssystem gerecht zu werden (Fereidooni, 2011). Voruntersuchungen des Fachbereichs »Ästhetische Bildung/Kunst« (WiSe 20–SoSe22) zeigten diesbezüglich pädagogische und ästhetische Forschungsbedarfe auf: zum einen die differenzierte Anpassung der künstlerisch-wissenschaftlichen Bildungsansätze des »Identity Project« für die Primarstufe; zum anderen geeignete Praktiken zur Persönlichkeitsentwicklung und Aneignung der Kompetenzen, Inhalte und Methodiken des IP für Lehramtsstudierende jedweder sozialen Positionierung (race, gender, class,…). Vor diesem Hintergrund wurde im WiSe 22/23 und im gleichnamigen Seminar der »Identity Project« Space entwickelt. Darin werden von Studierenden konzipierte unterrichtliche Settings zur Exploration kultureller Identität vorgestellt und in einer dezentral-asynchronen VR-Umgebung auf der Bildungsplattform ThingLink publiziert. Dieser Ansatz der Wissenschaftskommunikation und Virtualisierung des »IP« soll den Bedürfnissen von Lehrer:innen und IP-Multiplikator:innen in einer durch Digitalität geprägten Gesellschaft Rechnung tragen (Baecker 2017).

Der »Identity Project« Space stellt Unterrichtsaktivitäten zur Exploration kultureller Identität hinsichtlich ihrer Methodik, ihrer Gestaltungsprinzipien und ihrer spezifischen pädagogischen Wirksamkeit in einer ästhetisch diversen VR-Umgebung vor (niederschwellig zugänglich über alle Geräte und VR-Brillen). Studierende sowie erfahrene Expert:innen der Diversitätssensibilisierung und der ästhetischen Bildung versammelten in diesem imaginären Raum multimediale Ressourcen des Identity Project, darunter zeitgenössische recherchebasierte Kunstpraxen für den Kontext Schule und theoretische wie praktische Handreichungen für Lehrkräfte, Schüler:innen und deren Erziehungsberechtigte. In digitalisierten Ausstellungsräumen, die von den Studierenden gestaltet wurden, und an den darin installierten multi-medialen Stationen werden künstlerisch-pädagogische Settings des Austauschs über schwierige Themen wie Migrantisierung, hybride Identitäten, Integration und Inklusion präsentiert. Die Studierenden zeigen auf, wie Empathie, Perspektivenübernahme und Solidarität zu Diskussionsgegenständen in den Schulen gemacht werden können.

Lehrkräften sämtlicher sozialen Positionen bietet der »Identity Project Space« die von den Urheber:innen des »Identity Project« geforderten Strukturen, um eigene und schulische Ressourcen für die Verbesserung des Diversitätsklimas in ihren Klassen aktivieren zu können (Juang et al. 2020). Er ist als digitale Ressource ein Archiv für die Erkenntnisse und das Innovationspotenzial einer auf Vielfalt ausgerichteten kulturellen Bildung im Kontext Schule. Darüber hinaus stellt der IPS als virtueller Raum auch selbst eine multimediale Methode der Exploration kultureller Identität dar, die sich im Verfahren des „cultural mappings“ begründet (UNESCO, 2003. „Cultural mapping“ ist eine Technik der Visualisierung kultureller Charakteristika, Bedeutungen und Funktionsweisen von Orten, Objekten, Gebräuchen, Werten, etc.). Schüler:innen und Lehrkräfte können den »Identity Project Space« als Inspiration nutzen, um mit digitalen und/oder digitalisierten Objekten eigene virtuelle Räume zu entwerfen.

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