Lehre, Forschung und kulturelle Bildung
»Un diálogo entre el Museo Pacha Milli y la Universidad de Potsdam«
»art + school«, Kunstraum Potsdam, 2022
Kooperationsprojekt zwischen dem »Museo Pacha Milli« (Pasto, Kolumbien) und dem Seminar »Sammeln, Ordnen, Zeigen als ästhetische Praxis« des Fachbereichs »Ästhetische Bildung/Kunst« der Universität Potsdam« während des COVID-19-bedingten rein digitalen Wintersemesters 2021/2022
In einem Foto-Video-Dialog mit dem Kunstvermittlungsteam des »Museo Pacha Milli« in Kolumbien setzten sich angehende Grundschullehrer:innen theoretisch und praktisch mit dessen musealer Sammlung auseinander. Im Mittelpunkt des Projekts stand der Schaffensprozess eines tönernen Gefäßes, das in seiner Form und Funktion einer vorgegebenen, präkolumbischen Keramik nachempfunden oder aber frei gestaltet werden konnte. Abschließend brachten die Studierenden ihre Gefäße ungebrannt an besondere Orte in der Natur, wo ihr schöpferischer Prozess endete und sich die Keramiken wieder auflösten.
Legende: [0] Rundgang durch das Schaudepot des Freiluftmuseums »Pacha Milli«, [1] Online-Vortrag zur Sammlung präkolumbischer Keramiken des Museums von Gastdozent Luis Eduardo González Martínez, M.A. (Direktor der »Fundación Allpayana« Pasto, Nariño/Colombia) live-Übersetzung espanol-deutsch: Marcela Toma; [2] Instruktionen zur keramischen Praxis und kulturellen (Re-)Produktion von Gastdozentin Alejandra Montaña Buenahora (artist in residence im »Museo Pacha Milli«); [3] künstlerisch-performative Handlungsanweisung von Natalia de los Rios (artist in residence im »Museo Pacha Milli«); die ersten, eingereichten Dokumentationen des künstlerischer Prozesse von [4] Sophie Danneberg, [5] Clara Dreher, [6] Tamina Treutler, [7] Vivien Berlet, [7] Johann Gollhardt, [8] Tabea Faber, [9] Anna Lena Rieprich, [10] Tabea Faber, [11] Alina Krüger, [12] Johann Gollhardt, [13] Vivien Richter, [14] Sarah Hoffmann.
Der »IDENTITY PROJECT« SPACE – Kulturelle Bildung für Erwachsene und dann für Kinder; WS 20/21–SoSe 22, Fachbereiche Ästhetische Bildung/Kunst, Universität Potsdam
Der »IDENTITY PROJECT« SPACE ist ein kollektiv gestalteter, virtueller Raum zur Auseinandersetzung mit den Grundsätzen und Vermittlungsstrategien des »Identity Project« der Universitäten Harvard und Potsdam. Er wurde von Studierenden der Fachbereiche »Ästhetische Bildung« und »Kunst« im gleichnamigen Theorie-Praxis-Seminar als innovatives Format der Wissenschaftskommunikation konzipiert und zeigt die Ergebnisse ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungen.
Der »Identity Project« Space stellt Unterrichtsaktivitäten zur Exploration kultureller Identität hinsichtlich ihrer Methodik, ihrer Gestaltungsprinzipien und ihrer spezifischen pädagogischen Wirksamkeit in einer ästhetisch diversen VR-Umgebung vor (niederschwellig zugänglich über alle Geräte und VR-Brillen). Studierende sowie erfahrene Expert:innen der Diversitätssensibilisierung und der ästhetischen Bildung versammelten in diesem imaginären Raum multimediale Ressourcen des Identity Project, darunter zeitgenössische recherchebasierte Kunstpraxen für den Kontext Schule und theoretische wie praktische Handreichungen für Lehrkräfte, Schüler:innen und deren Erziehungsberechtigte. In digitalisierten Ausstellungsräumen, die von den Studierenden gestaltet wurden, und an den darin installierten multi-medialen Stationen werden künstlerisch-pädagogische Settings des Austauschs über schwierige Themen wie Migrantisierung, hybride Identitäten, Integration und Inklusion präsentiert. Die Studierenden zeigen auf, wie Empathie, Perspektivenübernahme und Solidarität zu Diskussionsgegenständen in den Schulen gemacht werden können.
Fotografische Repräsentation und implizite Assoziation
WS20/21–WS22/23, Ästhetische Bildung/Kunst, Universität Potsdam
Während des »impliziten Assoziationstests« zur sozialen Kategorie „Rasse“ [1] sollen dunkelhäutige und hellhäutige Gesichter mal mit positiv, mal mit negativ definierten Begriffen in Verbindung gebracht werden. Geschwindigkeit ist bei dieser Zuordnung besonders wichtig, geht es bei diesem Test doch um spontane Assoziationen und nicht um überlegtes Kategorisieren. Dabei entstehen Abweichungen, die auf der Basis der Reaktionen auf unterschiedliche Paarungen und im Verhältnis zueinander gemessen werden. Sie lassen darauf schließen, dass es manchen leichter fällt, bestimmte Gesichter positiv zu besetzen als anderen (bias). Begleitend zu den Seminaren kann dieser Test freiwillig und im Privaten absolviert werden.[2] Spontane Reaktionen werden festgehalten und anonym in Textdateien geteilt, um sich über das Erlebnis des Testergebnisses auszutauschen. Auf dieser Erfahrung aufbauend und mit theoretischer Fundierung des Seminar-Readers diskutieren wir, wie sich diskriminierende Formen fotografischer Repräsentation und die damit einhergehenden Denkmuster in Bildungskontexten dekonstruieren lassen.
[1] Anders als in der englischen Sprache, wo race neben class, religion, age oder gender eine gebräuchliche soziale Kategorie darstellt, ist der Begriff „Rasse“ in Deutschland auf besonders problematische Weise geprägt, war er doch ein Kernelement kolonialer und nationalsozialistischer Ideologien (vgl. „Rassenlehre“). Immer noch wird sogar in antirassistischen Diskussionen der Begriff „Rasse“ oft falsch verstanden, weil zwischen der sozialen und der biologischen Kategorie „Rasse“ nicht klar genug unterschieden wird. Für viele scheint es sogar eine ethische Notwendigkeit, dass man* in Deutschland über „Rasse“ nicht spricht. Diese Tabuisierung (bekannt auch als„Farbenblindheit“) baut jedoch auf der Vorstellung auf, das rassistische Konzept einer pseudobiologischen Klassifizierbarkeit des Menschen durch ein Verbot entkräften zu können. Über Jahrhunderte gewachsene soziale Unterschiede und Chancenungleichheiten wie z. B. weiße Privilegien bleiben wegen dieses Tabus aber konsequenterweise indiskutabel und unantastbar. Das Verbot des Begriffs kann auch nicht verhindern, dass noch aus der Kolonialzeit stammende, rassistische Normen weiterhin Schwarze Körper und Körper von PoC überhaupt als solche markieren, um sie zu diskriminieren [Ahmed, Sara: A Phenomenology of Whiteness, London, 2007, S. 153]. Cengiz Barskanmaz sieht deswegen die Notwendigkeit, die soziale Kategorie „Rasse“ im deutschen Sprachgebrauch als gesellschaftliche Konstruktion zu verdeutlichen und dadurch diskutierbar zu machen. „Wenn Geschlecht beispielsweise eine gültige (juristi- sche) Analysekategorie ist, sollte das auch für Rasse gelten.“ [Barskanmaz, Cengiz: Antidiskriminierungsrecht mit Crenshaw – aber ohne Rasse?, in: Reach Everyone on the Planet – Kimberlée Crenshaw und die Intersektionalität, Gunda-Werner Institut und das Center for Intersectional Justice, Berlin 2019, S. 103]. Anders als Berskanmaz schreiben viele den Begriff der sozialen Kategorie „Rasse“ dennoch in Anführungszeichen, um ihn auf zusätzliche Weise als Konstruktion hervorzuheben.
[2] Brian A. Nosek, Mahzarin R. Banaji, Anthony G. Greenwald: Harvesting Implicit Group Attitudes and Beliefs From a Demonstration Web Site; Yale, Harvard, Washington, 2001; www.projectimplicit.net/nosek/ papers/harvesting.GroupDynamics.pdf; abgerufen am 7.4.2019.
Diskriminierungsfreie(re) Schule
Archiv künstlerisch-wissenschaftlicher Forschungen zur Dekolonisation der Schule aus dem Seminar »Diskriminierungsfreie(re) Schule«, Universität Potsdam, Fachbereich »Ästhetische Bildung / Kunst«; 2021
https://diskriminierungsfreiereschule.tumblr.com
Intersectional Matter, SoSe19 – WS19/20, Universität der Künste Berlin, Fakultät II: Bildende Kunst
»Intersectional Matter« ist ein künstlerisch-wissenschaftliches Forschungsprojekt, das sich Anfang 2019 an der UdK als Kooperative der Klasse für Zeitbezogene Medien und Performance, des Instituts für Kunst im Kontext (IfKiK) und des Hochschulübergreifenden Zentrums für Tanz (HZT) gebildet hat. Gemeinsam widmen wir uns den Fragen, was Intersektionalität ist, was intersektionale Diskriminierung ausmacht und was es für Künstler:innen bedeutet, intersektional zu wirken.
Theoretisch beleuchtete erstmalig die US-Amerikanerin Kimberlé Crenshaw das Phänomen der Intersektionalität in den späten 1980er-Jahren. Es beschreibt, dass Menschen, die aufgrund mehrerer sozialer Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe, Klasse, etc. diskriminiert werden, potenzierte, gänzlich eigenständige Diskriminierungserfahrungen machen. So können sich beispielsweise Rassismus und Sexismus auf besonders perfide Weise miteinander kreuzen. Crenshaw beschrieb dieses Phänomen am Beispiel benachteiligter Schwarzer Frauen: Häufig werden sie nicht nur sowohl als Schwarze und als Frauen, sondern als Schwarze Frauen am Kreuzungspunkt beider Diskriminierungserfahrungen potenziert benachteiligt.
Den Ausgangspunkt dieser Lehrveranstaltung zu Intersektionalität bildet die Erforschung der Tragweite dieser Theorie sowie eine Auseinandersetzung mit Erfahrungen mit Mehrfachdiskriminierung. Damit wir uns diesen schwierigen Themen gewaltfrei annähern können, schaffen wir zunächst einen Raum gegenseitiger Wertschätzung. Unser Ziel soll es sein, dort in einem Setting aktiven Zuhörens und gemeinschaftlichen Lernens fundierte Strategien zu entwickeln, wie wir als Künstler:innen die eigene ästhetische Position vor dem Hintergrund von Intersektionalität erweitern können. Die diversen Materialien, Dokumente und künstlerischen Arbeiten, die wir dabei in diesem Raum und über die Zeit hinweg sammeln, bilden die Grundlage einer späteren Publikation zum Thema (WS 2019).
Diese Lehrveranstaltung ist für alle Studierenden der UdK zugänglich. Hintergrundinformationen und Termine auf der Projektseite:
www.WasistIntersektionalitaet.de